von Friedrich Wolfenter
© für sämtliche Gedichte:
EDITION TYPE & LINE
Friedrich Wolfenter
Alle Zeilen eines Gedichts sind
b u ch s t a b
e n g l e i c h
Anagrammtitel:
Lauschet
den Geistern
Ein
Leben ohne Gestern
Lebendiges
Erbe
Wiegenlied
Warteschleife
Haensel
und Gretel
Lachen
Sie gern?
Lachen
ist gesund
Buecher
sind Freunde
Irisches
Tagebuch
Fliegende
Woerter
Freude
am Lesen
Lesezeichen
Lesen
Sie weiter!
Gartennelke
Die
Insel Amrum
Gemeinde
Meran
Niederlande
Buendner
Elegie
Ich
weiss, wer ich bin
Pessimisten
Anagrammrätsel
Buchstabentausch
Lauschet
den Geistern
Lauschet den Geistern,
eicht Stundenglaeser,
tilgt rauchende Essen,
Elends urige Schatten!
Raeche List und Gesten
nichtssagender Leute,
nur Geilstes aechtend!
Rache suendigt
selten.
Tadle Senner suechtig,
enttaeuschende Girls,
altdeutsches Greinen,
luestern Gedaechtnis!
Suche Gaerten,
Disteln,
Stachelginster, Duene,
genussreiche Datteln,
echt gleissende
Natur!
Studiere nachts Engel,
segle in duestre
Nacht
und entsage recht leis,
lesender Taugenichts!
Lerne Dinge auch stets
gern achten. Diese Lust!
Segne tausend Lichter!
Lachende Geister tun’s.
Ein Leben ohne Gestern
Belesene ernten Honig,
Eitle begehren Sonnen,
begehren einen Lotsen.
Senile begehren Noten.
Noten beseelen Gehirn.
Los! Nenne Ergebenheit
Leben ohne Steinregen,
Eigenleben ohne Ernst,
Leibrenten ohne Segen,
ein Leben ohne Strenge!
Ernte sonnig Eheleben!
Steril begonnene Ehen
beginnen erloest.
Ehen
erogen bestehlen? Nein!
Sirenengebete lohnen.
Begehre steile Nonnen,
goenne ihnen Erlebtes!
Geliebtes Nonnenheer,
beginne Seelen horten!
Beginne leer stoehnen,
nebenher selig toenen
nebst Engelein hoeren
–
Leben ohne ein Gestern!
Lebendiges
Erbe
Lebendiges Erbe,
Lebens Begierde,
belebender Sieg:
Berge dieselben!
Erbe Lebendiges,
Erdbebengeiles,
Bengelbiederes,
debil Ergebenes!
Blende Besieger,
berge Liebendes,
belebe den Greis,
beerdige selben!
Wiegenlied
Leide wenig,
lege Windei
in ewig edle
Dinge! Weile
gelinde, wie
geile Winde!
Eile wendig,
wieg‘ eilend
ewige Linde,
Gildeweine,
gelinde wie
geile Winde!
Wiegle Neid,
geilend wie
Geld, wie ein
Genie - wilde,
gelinde, wie
geile Winde!
Leid: Ein Weg,
wie elendig!
Ewig leiden,
weidengeil
gelinde, wie
geile Winde.
Warteschleife
Warte, schleife,
schwafle, reite,
watschle, feire,
feilsche, warte,
filtere, wasche,
schlafe weiter!
Haensel
und Gretel
Handle, lerne Gutes,
gar Enthuellendes!
Segne und lehre alt
reden, allgut
sehen,
Lesehunger tadeln!
Leugne strahlende
Treuhandgesellen,
lustleer gaehnend,
Landes Ungelehrte,
untergehendes All.
Ehrt Englands Eule,
Land, Huegel,
Sterne,
gluehendes Altern!
Ruhet als Legenden,
guelden, staehlern!
Lachen
Sie gern?
Chilener sagen:
Nager schielen,
Leichen grasen,
Angler siechen,
Schieler nagen,
Scheine lagern,
Reine schlagen,
Lange schreien,
Sieche rangeln,
Schlager einen,
Lasche greinen.
Lachen
ist gesund
Nautisch segelnd,
saugend sticheln,
suendig stacheln,
lustig schaenden,
staendig schulen,
stuendlich sagen:
Leitungsschaden
Saitendschungel
Dienstagschulen
Saldengutschein
Schuldenanstieg
Staudenschlinge
Algensuchdienst
Schlangenstudie
Deichs Langusten.
Schalste Undinge!
Buecher
sind Freunde
Buecherfreunde sind
fiebernde Sucher und
Irre, Befunde suchend.
Buecher sind Freuden.
Freunde, Buecher
sind
Buecher, sind Freunde,
Buchsuender feiernd,
feuerschreibend und
du, freche Busendirne,
befreie den Urschund!
Busen reden fuer
dich.
Erbe Schund und fei‘re!
Schund erbende Furie,
derbe Freundin, suche
bied‘ren Freund, suche
Buchfreunde, Irdenes!
Du, dein frecher Busen,
er schuerfe und
binde
Fieber und Schruende.
Du, ins Feuer brechend!
Irisches
Tagebuch
Irisch Gaestebuch
–
beschau‘ es richtig:
Geschichtsraub, ei
taubisch Geschrei,
griechisches Tabu.
Hier siegt Bacchus!
Irisches Tagebuch –
ei tragisches Buch,
recht bissig auch:
arisch Buchgeiste,
iberisch gute Asche,
Staub, Ichgeschrei!
Beicht‘ es schaurig,
staubiger Scheich!
Fliegende
Woerter
Fliege, werte, ordne
Woerter, elend feig,
erlege Wortfeinde!
Rede wenig, foltere
Goeren wilder Fete,
deren Woelfe,
Tiger!
Geile Worte federn,
feige Werte lodern.
Ford’re eigene Welt:
Felder, Tore, ein Weg,
Flieder, Erntewoge,
Wogen eitler Feder,
weltfeinere Droge –
gold’ne, reife Werte.
Fordere Engel weit,
Ort der Elfenwiege.
Ergo: Weltenfriede.
Tod – wie regelferne!
Freude
am Lesen
Male Edens Ufer,
fade Ulmer Seen,
fremde Saeulen,
elf arme Duesen!
Adle ferne Muse,
muede Farnesel,
feudale Mesner,
am Feuer lesend!
Male, rufe, sende
Freude am Lesen!
Malend rufe: See,
Efeu, Mars, Elend,
faulendes Meer,
fauleres Emden!
Rufe edle Samen,
rufe Edles! Amen.
Lesezeichen
Zeichne Esel,
niese, lechze,
ziele Echsen,
lese Zeichen!
Zeichne, lese:
Elche siezen
Szene-Leiche,
sieche Lenze
zechen leise.
Lesen
Sie weiter!
Eile ernst, weise,
wie leise Sterne,
wie sterile Seen,
wie Stierseelen,
wie Nesseltiere,
wie reinste Esel!
Esel reiten weit.
Gartennelke
Karten legen
Akten regeln
Kegel tarnen
Knete lagern
Enkel tragen
Rente klagen
Nelke tragen
Die
Insel Amrum
Eile im Mars und
mime Adels Ruin!
Sei immun, radle
niemals um drei!
Dirne als Mumie,
Mali umreisend,
summe Iranlied
aus dem Nile
mir!
Arme Insel du, im
Elend um Isar, im
Meridiane Ulms.
Masuren im Leid!
Gemeinde
Meran
Gemeinde Meran:
Meide Germanen,
arme Gemeinden,
gemeine Dramen
gemeiner Damen!
Niederlande
Niederlande:
Ein Lande der
Andenlieder,
ein Lande der
Rinder. Lande,
darin elende
Ladendiener.
Niederlande,
adele Dirnen,
die da lernen –
learn indeed!
Ideen radeln …
Ei radle denn!
Buendner Elegie
Beneide Luegner
unedler Gebeine,
Eulenbegierden,
Duenen, Eber geil!
Buendle Energie
gueldner Eiben,
lebende Neugier,
innere Geluebde!
Erlege Beduinen,
neun derbe Igel,
eilende Buergen,
Bienen der Luege!
Leugne biederen
Neid, Regen, Uebel,
elendige Rueben,
Gruebeleien. Ende.
Ich
weiss, wer ich bin.
Weiss ich, wer ich
bin?
Bin ich wer? Weiss
ich?
Ich bin ich – wer weiss?
Wer ich bin, weiss
ich.
Wer ich? Ich bin weiss,
ich weiss. Ich
bin wer!
Ich weiss, wer
ich bin.
Pessimisten
Pessimisten
pissen meist,
speisen Mist
mit Spiessen.
Anagrammrätsel
Aus Lettern fünf, so ist’s gedacht,
vier Worte bilde
mit Bedacht.
Zu finden: Erstens eine Stadt
in Niedersachsens schönem Land;
zum Zweiten, allen wohlbekannt,
ein Zigarettchen, gern man hat;
zum Dritten einen Komponist,
das Vierte nur ein Stadium ist.
Buchstabentausch
Jeder kennt das Wörtchen Beule,
das so schön sich reimt auf Eule.
Doch der Reim ist hier nicht wichtig
und das Dichten null und nichtig.
Stiehl der Beule letztes e,
setz‘ es vor das große B!
eBeul heißt das neue Wort,
doch wir fahren weiter fort …
„Gar nicht übel“ denkst du dann,
„doch was fang‘ ich damit an?
eBeul ist ja gar kein Wort,
geh‘
mir mit dem Nonsens fort!“
Doch es naht der Weisheit Schluss,
voll ins Schwarze trifft der Schuss!
Noch ein Schritt – es ist geschafft,
dank des Hirnes Geistessaft:
Nimm aus eBeul jetzt das u,
füg’s ganz vorn dem
Wort hinzu!
Vor dir prangt das Wörtchen ueBel,
das sich prächtig reimt auf Kuebel.
Wieder ist der Reim unwichtig.
Du erkennst ganz klar und richtig:
Gleiche Lettern – neuer Sinn!
Ueble
Beule
ziert das Kinn.
Letterntausch nennt sich das Spiel,
Metamorphose ist das Ziel.
Die Überraschung ist stets groß.
Ein neues Spiel? Auf „Los!“ geht’s los!
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